3 Minuten Lesezeit 02. Februar 2023

Nachhaltigkeitsberichterstattung für KMU – Chancen und Herausforderungen

Hintergrund

Das Thema Nachhaltigkeit ist derzeit in aller Munde und auch im KMU­Bereich relevant. Von Unternehmen wird vermehrt erwartet, dass sie aufzeigen können, wie nachhaltig sie wirtschaften. Die steigenden Anforderungen und Erwartungen haben u. a. Einfluss auf die Unternehmensberichterstattung.  Lag der Fokus bisher auf der finanziellen Berichterstattung, hat sich der Schwerpunkt in den vergangenen Jahren immer mehr in Richtung nicht finanzielle Informationen und Angaben verlagert.

Entwicklungen in der EU

Am 21. Juni 2022 hat sich der Europäische Rat auf die Endfassung der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung («Corporate Sustainability Reporting Directive» [CSRD]) geeinigt. Neu können auch Unternehmen, die ihren Sitz nicht in der EU haben, von Berichtspflichten erfasst werden.  Voraussetzung ist eine wirtschaftliche Aktivität in bedeutsamem Ausmass im EU­ Raum. Gemäss CSRD gilt dies in folgenden Fällen als erfüllt: 

  • Umsatz innerhalb der EU über EUR 150 in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren und
  • Umsatz von über EUR 40 Mio. im vorangegangenen Geschäftsjahr eines nach CSRD berichtspflichtigen Tochterunternehmens / einer Zweigniederlassung mit  Ansässigkeit in der EU.

Erfüllt ein Unternehmen diese Kriterien, ergibt sich eine Berichtspflicht ab Geschäftsjahr 2028. Es empfiehlt sich für Schweizer  Unternehmen, die im EU-­Raum tätig sind, zeitnah zu analysieren, ob die Kriterien er­ füllt werden und allfällige Massnahmen zu  definieren. 

Entwicklungen in der Schweiz

Mit der Inkraftsetzung der Transparenzvorschriften bezüglich nicht finanzieller Be­ lange (Art. 964a ff. OR) auf den 1. Januar  2022 hat das Thema Nachhaltigkeit Einzug in das Schweizer Gesetz gefunden. Am  23. November 2022 hat der Bundesrat zu­ dem die Verordnung über die Berichterstattung über Klimabelange auf den 1. Januar  2024 in Kraft gesetzt. Damit werden grosse Schweizer Unternehmen gesetzlich verpflichtet, über die Risiken ihrer Tätigkeiten in Bezug auf Umwelt, Sozialbelange, Arbeitnehmerbelange, Menschenrechte und Bekämpfung der Korruption sowie über die dagegen ergriffenen Massnahmen zu berichten. Berichterstattungspflichtig sind  Publikumsgesellschaften und grosse Finanzinstitute, wenn sie konsolidiert in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren mind. 500 Vollzeitstellen im Jahresdurchschnitt aufweisen und mindestens einen der Schwellenwerte «Bilanzsumme von CHF 20 Mio.» oder «Umsatzerlös von CHF 40 Mio.» in zwei aufeinanderfolgenden Geschäftsjahren überschreiten.

Relevanz für KMU

Die aktuellen regulatorischen Entwicklungen zeigen, dass Schweizer KMU weiterhin noch nicht direkt von der Pflicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung betroffen sind und entsprechend die Mehrheit aktuell keine Nachhaltigkeitsinformationen veröffentlicht. Die damit zusammenhängenden Kosten, eine zusätzliche Ressourcenbindung, Herausforderungen in der Datenerhebung, fehlendes Know­how sowie die  Vielzahl von Richtlinien und Rahmenwerken sind einige der Gründe für diese Zurückhaltung. Die gesellschaftlichen Ansprüche an nachhaltiges Wirtschaft stellen sich jedoch nicht nur an grosse Unternehmen, sondern auch an KMU. Dies insbesondere auch aus dem Grund, dass KMU oftmals einen wesentlichen Teil der Lieferkette von grossen Unternehmen abdecken, die  ihrerseits berichtspflichtig sind. Als Folge verlangen grosse Unternehmen von ihren  Zulieferfirmen vermehrt einen Nachweis über ihren Beitrag zur Nachhaltigkeit. Es ist daher empfehlenswert, sich auch als KMU frühzeitig und proaktiv mit der Thematik Nachhaltigkeit und der damit verbundenen Berichterstattung zu befassen, um daraus einen Mehrwert zu generieren. Unternehmen, die einen aktiven Beitrag zur nachhaltigen Wirtschaft leisten, können sich aktuell noch gegenüber den Mitbewerbern differenzieren und ihr Image sowohl in der Öffentlichkeit als auch auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Zudem gewinnt das Thema Nachhaltigkeit bei Finanzierungsentscheiden von Investoren zunehmend an Bedeutung, weshalb KMU vermehrt ihren Fokus darauf richten sollten.

Quelle: Expert Info 1/2023